Die Lage der auf den Straßen der Megacity Kampala lebenden jungen Menschen verschlechtert sich zusehends: Die Regierung hat ein Gesetz durchs Parlament gebracht, das Straßenkids kriminalisiert. Es klingt unfassbar – und wird noch unglaublicher: Jeder, der helfen will, begeht diesem Gesetz nach ebenfalls eine Straftat. Das offen erklärte Ziel der Regierung: Straßenkinder sollen aus der Hauptstadt Kampala verschwinden.
Dass diese Politik die Lebenssituation der Straßenkinder nicht verändert, ist offenbar. Diese Politik bringt nicht ein bisschen Verständnis auf und verliert so die Gründe der jungen Menschen, sich auf den Straßen Kampalas durchzuschlagen, gänzlich aus dem Blick. Es dürfte daher zu erwarten sein, dass die Politik mit ihren scharfen Gesetzen gar nichts bewirken wird, außer Gewalt und Eskalation. Und damit einen Teil einer Generation verliert und die Gesellschaft spaltet. Denn die Behörden gehen seit der Gesetzgebung hart vor. Von Ministern der Regierung wird das mit Menschenrechts verachtenden Parolen kommentiert: Es könne ja wohl nicht sein, dass Straßenkinder die gleichen Rechte wie Ministerkinder haben. Die internationale Gemeinschaft schweigt derweil beredt zu solchen abgrundtiefen Aussagen von Regierungsmitgliedern.
Die Politik verunmöglich also, dass sich die Lebenssituation der Kinder und Jugendlichen überhaupt verändern kann. Die Arbeit der lokalen Partnerorganisationen, die sich für Kinderrechte einsetzen, temporären Schutz, Gesundheits- sowie psycho-soziale Versorgung und Beratung oder Reintegration anbieten, wird verkompliziert bis verunmöglicht mit Androhung von Strafanzeige.
Den jungen Menschen wird also zunehmend der zivilgesellschaftlich organisierte Raum und die Möglichkeit der begleiteten Perspektiventwicklung genommen, ihre prekäre Situation auf den Straßen Kampalas und in ihren Herkunftsorten noch verschärft. Es ist damit nötiger denn je, sich für Kinder und Jugendliche einzusetzen.
Mit dem Peer Health Education Projekt der lokalen Partnerorganisation MLISADA und der deutschen NGO INTERKULTUTA e.V. wird eine Perspektiventwicklung möglich: Das Kinder- und Jugendschutzzentrum kann junge Menschen temporär aufnehmen und so zunächst „von der Straße holen“. Im Zentrum kann eine vertrauensvolle Beziehung zu Sozialarbeiter*innen, Gesundheitsarbeiter*innen, Künstler*innen und Mitbewohner*innen entstehen. Motivierte Jugendliche werden in das Peer Education Programm aufgenommen und trainiert, etwa Gleichalterigen ihrer Peer Group, als Straßenkindern, niederschwellig Beratung zu psycho-sozialen Angeboten des Kinder- und Jugendschutzzentrums sowie zu spezifischen Themen wie Gesundheit anzubieten. Die Jugendlichen werden so zu selbstständigen und -wirksamen, authentischen Akteuren in niederschwelliger, durch Sozialarbeiter*innen begleitete Street-Work. Sie bauen so Selbstvertrauen und Fähigkeiten auf und werden zu Rollenvorbildern. Der Weg kann anschließend in eine schulische oder berufliche Ausbildung führen und es kann zu einer langfristig begleiteten und moderierten Reintegration in Verwandtschaftsverhältnisse oder soziale Projekte führen.
Im Rahmen des Peer Health Education Programms werden aktuell junge Menschen laufend zu Themen wie endemische Erkrankungen, Drogenkonsum, sexuelle Gesundheit und Gewalt informiert und bei Bedarf im Kinder- und Jugendschutzzentrum beraten, kostenlos behandelt oder an eine Klinik begleitet.
Deutlich wird, dass den jungen Menschen der vertrauensvolle gesellschaftliche Raum fehlt, Themen wie sexuelle Gesundheit und Gewalt mit allen Fragen, Ängsten, Vorurteilen und Erfahrungen kompetent besprechen zu können. Das Peer Health Education Projekt zeigt, dass es genau dies leisten kann.
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