INTERKULTURA unterstützt die Nachbarschaftsorganisation GLONEVA, die in Namuwongo, einem typischem Slumstadtteil Kampalas, Sozialarbeit für junge Menschen organisiert – und damit Hoffnung gibt
Als einer von zahlreichen Slumstadtteilen Kampalas liegt Namuwongo auf Sumpfboden am Rande des sogenannten Tank-Hill. Der Nakivubo-Kanal fließt durch den Stadtteil und mündet etwa 10 Kilometer entfernt im Viktoriasee. Entlang verlassener Eisenbahngleise hat sich im Laufe von Zeit ein Siedlungsschwerpunkt gebildet.
Die Siedlung ist ein anarchisch, unkontrolliert gewachsener und lebender Organismus. Die meist nach Missernten vom Land zugewanderten Menschen kommen getrieben von der wirtschaftlichen Not und der Hoffnung in die Stadt , Arbeit und Einkommen zu finden. Sie lassen sich an den Stadträndern nieder, bauen behelfsmäßige Hütten aus Lehmziegeln, Wellblech und Plastikplanen. Es gibt in den afrikanischen Megacities nicht genügend (bezahlbaren) Wohnraum, kein staatliches Wohnraumprogramm, oft nicht einmal eine Raumplanung oder nur schwache Institutionen, denen Akzeptanz durch mangelnde gesellschaftliche wie politische Integrität und Durchsetzungskraft fehlt.
Die Familien über-leben oft umgerechnet mit weniger als einem US-Dollar am Tag. Die Männer gehen im Morgengrauen auf Arbeitsuche als Tagelöhner und kommen nachts – oft betrunken und mit leeren Taschen – nach Hause. Die Frauen und Kinder versuchen Nahrung und Wasser aufzutreiben, um sich und die Vielzahl der Kinder zu versorgen. Das größte weil grundsätzliche, existenzielle Problem ist sauberes Wasser, allgemein Hygiene überhaupt!
In den Häusern, die mehr bedrückende Verschläge aus Wellblech und Holz sind, gibt es keine Toiletten, kein Wasser, kein Strom. Es gibt kaum öffentliche Latrinen, diese sind meist unzumutbar marode, nachts geschlossen und tags muss ein Beitrag von 100 Schilling, etwa 5 Cent, pro Besuch gezahlt werden. Die meisten Frauen gehen in nahegelegene Büsche oder machen in Plastikbeutel, die sie nachts entsorgen – vor der Tür oder in einen der nächsten Gräben, die die Siedlungen durchziehen und bei starkem tropischen Regen Müll und Exkremente „wegspülen“.
Tagsüber fallen Tausende von Insekten und Tieren über die Exkremente her, übertragen Millionen Mikroorganismen wie Bakterien oder Parasiten, die Durchfallerkrankungen wie Cholera auslösen – eine für die geschwächten Kinder schnell lebensbedrohliche Infektion. Und in der Dämmerung kommen die Moskitos, die u.a. die Parasiten der todbringenden Malaria tropica verbreiten. Besonders in der Regenzeit sterben hier viele Menschen an dieser zumeist behandelbaren Erkrankung. Viele Menschen leiden an Atemwegserkrankungen, da an jeder Ecke Plastik- und anderer Müll verbrannt wird.
Der Slum ist ein Nährboden für kriminelle Kinderhändler, Prostitution und Drogenkriminalität. Die Polizei lässt sich hier nicht blicken, der Slum hat wahrhaft seine eigenen Gesetze – und Gesetzeshüter. Politiker kommen in diese Gebiete nur vor Wahlen oder bei Cholera-Epidemien wie 1997, 2007 und 2008 und machen Versprechungen, die sie später nicht einhalten. Oder lassen sich ins rechte Licht der Kameras der Journalisten rücken.
In diesen Gebieten sind die ambitionierten SozialarbeiterInnen von GLONEVA oft die einzigen Hoffnungsträger in einer Umgebung, die von Hoffnungslosigkeit, Würdelosigkeit, Vernachlässigung und Gewalt geprägt ist.
GLONEVA organisiert Musik- und Akrobatikworkshops, trainiert life skills für peer educator, die Familien zum Beispiel über Schule, Umwelt, Hygiene, AIDS- und Malariaprävention informieren, sowohl in Gesprächen als auch in öffentlichen Dramavorstellungen. GLONEVA wird von INTERKULTURA beraten und als bislang einzigem inter-/nationalen Geber finanziell unterstützt.